25.10.2022
Ernährung & Landwirtschaft

An Guata Metanand!

«Zu viele Köche verderben den Brei.» – Nicht so, wenn es um rundum gesunde Ernährung geht. Diese beginnt nämlich bereits bei der Produktion der Lebensmittel, geht über deren Zubereitung und endet beim eigentlichen Verzehr. Wir haben drei Fachleute aus unterschiedlichen Ernährungsbereichen gebeten, ihre Zutaten für wirklich gutes Essen zu verraten.

Ökologisch

Bio-Lebensmittel verbinden Gesundheit und Nachhaltigkeit
In Meta-Analysen, das sind Zusammenfassungen von vielen einzelnen Studien, zeigt sich, dass Bio-Lebensmittel vor allem mehr gesundheitsförderliche, ungesättigte Fettsäuren sowie sekundäre Pflanzenstoffe enthalten, die alle auf vielfältige Weise zur menschlichen Gesundheit beitragen. Gleichzeitig enthalten BioLebensmittel weniger wertmindernde Inhaltsstoffe wie Nitrat, Pestizid-Rückstände oder Schwermetalle. In der Verarbeitung werden zudem viel weniger Zusatzstoffe eingesetzt. Die Vorteile von Bio schlagen sich aber nicht erst beim Endprodukt selbst nieder, schon der ganze Herstellungsprozess ist nachhaltiger. Ein paar Beispiele: Bio ist umweltschonender, weil etwa auf synthetischen Stickstoffdünger verzichtet wird, dessen Produktion ungemein energieaufwendig ist. Bio ist tiergerechter, weil es sich an den Bedürfnissen der Nutztiere orientiert. Und Bio ist menschenfreundlicher, weil gerade Bio-Landwirt:innen oft mehr Erfüllung in ihrer Arbeit finden. Bio ist daher ein starker Hebel für eine gesunde und nachhaltige Ernährung.

Theres Rathmanner Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL)
www.fibl.org

Gesund

Die richtigen Zutaten

Nur was sich zuhause im Kühlschrank oder in der Speis befindet, kann auch zu leckeren Speisen verarbeitet werden. Gemüse und Obst in allen Formen, möglichst saisonal und regional, sind dabei besonders wichtig. In ihnen stecken viele Pflanzenstoffe, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente, die den Stoffwechsel in Schwung bringen, Knochen und Nerven stärken sowie Darmflora und Immunsystem schützen. Eiweisse und deren Aminosäuren sind wiederum die Bausteine des gesamten Stütz- und Bewegungsapparates. Deshalb sollten täglich pflanzliche Eiweisse wie Hülsenfrüchte, Haferflocken, Nüsse oder Quinoa auf dem Speiseplan stehen. Bei tierischem Eiweiss geht Qualität vor Quantität. Zudem benötigen wir Omega-3-Fette, die unser Körper selbst nicht herstellen kann. Sie vermeiden Entzündungen, stärken Nerven, beugen Demenz vor und schützen das HerzKreislauf-System und sind etwa in Rapsöl, Baumnüssen, Kernen und Samen enthalten. Und je öfter wir selbst Lebensmittel zu Speisen verarbeiten, umso gesünder, fitter, glücklicher, leistungsfähiger und belastbarer bleiben wir. Bis ins hohe Alter.

Eliane Vogt Dipl. Ernährungsberaterin, www.ernaehrungsberatung.li

Sozial

Gesundheit à la carte

Gastronomische Betriebe erfüllen gleich mehrere «gesunde» Funktionen: Sie sind wichtige Treffpunkte, an denen das soziale Miteinander gepflegt wird. Innerhalb der Familie genauso wie zwischen Freunden, Bekannten oder Berufskollegen. Sie sind Orte, an denen man sich eine Auszeit gönnen und Essen bewusst geniessen kann. Und Gastronomiebetriebe bewahren nicht nur bekannte Rezepte, sie sind oft echte «Probierküchen», die Speisen dem Zeitgeist entsprechend weiterentwickeln und Neues kreieren. Gesundes Essen selbst beginnt in der Gastronomie schon bei der Auswahl der Rohprodukte und einem möglichst kleinen ökologischen Fussabdruck, der für deren Beschaffung nötig ist. Eine kleine Karte mit ausschliesslich frischen Zutaten hebt meist die Qualität, ist abwechslungsreicher und gesünder. Manchmal spricht aber nichts gegen mehr Auswahl: etwa auf Getränkekarten, auf denen man statt nur Softdrinks mit viel Zucker mehrere, direkt gepresste Fruchtsäfte – vielleicht sogar mit Bio-Label – findet. Oder auch neue Bier-Kreationen aus der Kleinbrauerei der Nachbargemeinde.

Walter Hagen Präsident LHGV (Liechtensteiner Hotel- & Gastronomieverband), www.lhgv.li

Achtsamer Genuss
Fast drei Viertel der liechtensteinischen Bevölkerung – exakt 72,6% – achten nach eigenen Angaben prinzipiell auf eine gesunde Ernährung.
Gesundes Essen ja, aber...

Was hindert Liechtensteiner:innen eigentlich daran, sich gesund zu ernähren?
Hier die am häufigsten genannten Gründe:

  • für 45,5% ist es mit den persönlichen Essens-Vorlieben nicht vereinbar

  • für 42,1% ist es mit Gewohnheiten und Zwängen im Alltag nicht vereinbar

  • für 34,5% ist es zu teuer

  • für 32,9% bedeutet es zu hoher Zeitaufwand für Einkauf und Zubereitung

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