23.11.2022
Energie & Ressourcen

Blackout

Das Wort «Blackout» geistert schon seit vielen Monaten durch die Medien. Aber wie kann es überhaupt dazu kommen, was sollte man darüber wissen und kann und soll man sich überhaupt darauf vorbereiten? – Wir bringen auf dieser Seite Licht ins Dunkel.

Wenn die Steckdose zu stottern beginnt: die Strommangellage
Auch wenn die Bezeichnungen «Strommangellage» und «Blackout» häufig gleichgesetzt oder sogar verwechselt werden, so unterscheiden sie sich in ihrer Bedeutung doch stark voneinander. Von einer Strommangellage spricht man, wenn in einem räumlich begrenzten Netzgebiet zu einem oder mehreren Zeitpunkten die Nachfrage nach Strom nicht oder nur schwer durch die verfügbare Produktion oder durch Importe gedeckt werden kann. Bei einem Blackout hingegen gäbe es zwar genügend Strom, nur die Versorgung ist unterbrochen. Eine Strommangellage entsteht in der Regel nicht plötzlich, sondern kann innerhalb von Tagen, Wochen oder sogar Monaten vorausgesagt werden, um rechtzeitig entsprechende Massnahmen einleiten zu können. Eine Strommangellage kann allerdings Tage bis Monate anhalten und zu Versorgungsunterbrüchen führen. Ursachen für ein solches Szenario gibt es mehrere. Etwa ein erhöhter Stromverbrauch, wie dies in den kalten Wintermonaten mit hohem Heizbedarf der Fall ist. Oder ein ungenügendes Stromangebot infolge von tiefen Sonnen- oder Wasserständen, die nicht ausreichend Energie für die Stromproduktion liefern. Und natürlich können auch unterbrochene Stromimporte oder technische, politische oder wirtschaftliche Ereignisse schuld daran sein.

Wenn es Nacht wird am Tag: das Schreckgespenst Blackout
Einem Blackout liegt ein vollständiger Ausfall oder Zusammenbruch des Stromsystems in einem bestimmten Gebiet zugrunde. Gründe dafür können unterbrochene oder beschädigte Stromleitungen, Transformatoren oder Verteilerknoten sein. Dies kann etwa durch massive Unwetter und Stürme, den plötzlichen Ausfall von grossen Kraftwerken, durch Sabotage oder Cyber-Attacken geschehen. Ein Blackout über mehrere Länder kam bis jetzt in Europa noch nicht vor, kann aber nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Der weltweit bisher grösste Blackout ereignete sich im Juli 2012: Damals fiel aufgrund einer Überlastung das Stromnetz in 20 von insgesamt 28 Bundesstaaten Indiens für mehrere Stunden aus. Über 600 Millionen Menschen im Norden und Osten des Landes waren davon betroffen.

Welche Auswirkungen hätte eine Strommangellage auf Liechtenstein?
Ganz allgemein: Liechtenstein hat übers Jahr gesehen mit rund 25% einen geringen Stromeigenversorgungsgrad. Im Winterhalbjahr liegt dieser sogar noch deutlich darunter. Liechtenstein ist zudem über die Schweizer Stromreegelzone in das europäische Stromversorgungssystem eingebunden und in hohem Masse vom Funktionieren dieses Systems abhängig. Liechtenstein ist im Falle einer Strommangellage in die schweizerische OSTRAL (Organisation für Stromversorgung in ausserordentlichen Lagen) eingebunden. Diese würde dann sowohl die Produktion als auch den Verbrauch zentral steuern – auch die Kraftwerke der LKW. Eine Strommangellage hätte zweifelsohne erhebliche Auswirkungen auf das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben im Land. Allerdings sind damit verbundene Stromausfälle vorhersehbar und auch zeitlich begrenzt. In den Stunden während einer Abschaltung wären etwa Kassen, Geldautomaten oder auch Kommunikationssysteme unterbrochen, auch die Wasserversorgung könnte gestört sein. In Unternehmen ohne eigene Notstrom-Systeme würden während notwendiger Netzabschaltungen unter anderem Computer, Maschinen oder Beleuchtung ausfallen, was eine Fortführung des Betriebes meist unmöglich machen würde.

Wie wahrscheinlich ist ein Blackout in Liechtenstein?
Vorweg: Sabotagevorfälle, die zu einem landesweiten Blackout führen würden, sind in Liechtenstein unwahrscheinlich, da es mehrere Netzanbindungen gibt. Ebenso ist die Gefahr eines CyberVorfalls gering: Die «Stand Alone Systeme» von den LKW sind tatsächlich vom Internet losgelöst, so ein Zugriff von aussen sehr schwierig ist. Ein für Liechtenstein relevanter Blackout könnte sich allerdings durch den Ausfall des mitteleuropäischen Stromnetzes etwa aufgrund von starken Unwettern bei gleichzeitig hohem Stromabsatz (Bsp.: Werktag im Winter) ereignen. Ein Ausfall der überregionalen Stromversorgung könnte dann für Stunden oder Tage die Folge sein. Prinzipiell können Schäden oder Störungen am inländischen Übertragungsnetz durch die LKW in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen (Bsp.: Feuerwehr) innerhalb von wenigen Stunden bis zu einem Tag behoben werden. Kollabiert allerdings die Stromversorgung bei einem Blackout grossflächig, wäre dies kurzfristig nicht möglich. Im Falle eines Blackouts können die LKW allerdings durch die Wasserkraftwerke Samina und Lawena einen sogenannten Inselbetrieb aufbauen, um damit zumindest die kritischen Infrastrukturen im Land mit Strom zu versorgen, bis das umliegende Gesamtsystem wieder zur Verfügung steht. Eine Versorgung von Privathaushalten, Gewerbe, Industrie und Dienstleistern ist damit allerdings nicht möglich. Als «kritische Infrastruktur» (KI) bezeichnet man dabei jene Infrastruktur, die von landesweiter Bedeutung ist und deren Ausfall für mehr als 50% der Bevölkerung spürbar wäre. Ausserdem zählt dazu auch jene Infrastruktur, deren Ausfall zumindest für grosse Teile des Landes oder für 10 bis 50% der Bevölkerung merkliche Auswirkungen hätte. Zur kritischen Infrastruktur gehören etwa das Landesspital, die Landespolizei, die Rechenzentren der Landesverwaltung oder die ARA Bendern.

Wie kann ich mich auf ein mögliches Blackout vorbereiten?
Panik oder Hamsterkäufe sind sicherlich nicht angebracht. Wer aber trotzdem sichergehen will, von einem Blackout nicht überrascht zu werden, der stellt sich gedanklich am besten auf einen Campingurlaub in den eigenen vier Wänden ein.

Was sollte man daher konkret für einen solchen Fall zuhause haben?

  • Haltbare, nicht auf Kühlgeräte angewiesene Lebensmittel für mindestens 7 Tage pro Person Trinkwasservorrat für mindestens 7 Tage pro Person

  • Stromunabhängige Notfall-Beleuchtung Stromunabhängige Notfall-Kochgelegenheit

  • Stromunabhängiges Radiogerät (mit Ersatzbatterien)

  • Notfallapotheke

  • Wichtige Hygieneartikel

  • Bargeld in kleineren Noten (zumindest in Höhe von zwei Wocheneinkäufen) Auswirkung

Anmerkung: Die Grundlagen sämtlicher Angaben – mit Ausnahme der Hinweise betreffend Vorbereitung auf einen Blackout – stammen aus einer Postulatsbeantwortung der Regierung an den Landtag (August 2022).

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