03.08.2022
Energie & Ressourcen

Sonne tanken!

Die Sonne ist nicht nur in der Urlaubszeit ein heisses Thema. Auch energiepolitisch spielt sie in Liechtenstein eine wichtige Rolle, die wir im folgenden Interview mit Julia Frommelt vom Verein Jugend Energy* etwas näher beleuchten wollen. Als Stiftung, die sich in ihrer Arbeit unter anderem gezielt für erneuerbare Energien einsetzt und diese fördern will.

Liebe Julia, als Geschäftsführerin des Vereins Jugend Energy beschäftigst Du Dich tagtäglich mit dem Thema erneuerbare Energie und im Speziellen mit der Solarenergie. Welche für Dich und Deine Arbeit spürbaren Auswirkungen hatten gerade die letzten Monate mit dem Ukraine-Krieg und wie siehst Du die daraus resultierenden energiepolitischen Folgen?

Die Situation rund um den Krieg in der Ukraine hat dazu geführt, dass der Bezug von Energie deutlich teurer geworden ist. Viele Menschen wollen daher weg von fossilen Energieträgern, haben sich allerdings bis jetzt noch nicht ernsthaft mit dem Thema erneuerbare Energien beschäftigt.

Wir als Verein Jugend Energy wollen daher Menschen darüber informieren, dass die Solartechnologie und andere erneuerbare Energien nicht nur in der aktuellen weltpolitischen Situation Sinn machen. Es geht nicht nur darum, Geld zu sparen. Erneuerbare Energien haben noch viele andere positive Effekte für uns und unsere Umwelt. Wir wollen mit unserer Arbeit daher Sorge tragen, dass der Tatendrang der Menschen nicht in kurzer Zeit wieder abflaut.

Welche Rolle wird die Solarenergie in Deinen Augen in Sachen Energiewende in Liechtenstein langfristig spielen?

Eine ganz zentrale Rolle. Strom wird in Zukunft immer wichtiger – sowohl durch den angestrebten Ausstieg aus Öl und Gas hin zu Wärmepumpen als Wärmequelle als auch durch den Ausbau der Elektromobilität und die Digitalisierung. Das grösste Potential, lokal erneuerbaren Strom in Liechtenstein zu produzieren, liegt in der Solarenergie. Um die Ziele von 100% erneuerbarer Energie und Netto-Null-Treibhausgas-Emissionen bis 2050 zu erreichen, ist die Solarenergie daher unabdingbar.

Aktuell ist gerade ein Gesetz zu einer Photovoltaik-Pflicht in Ausarbeitung, das ab 2025 die Installation von PV-Anlagen auf neuen Wohnbauten, ab 2035 auf neuen Nicht-Wohnbauten sowie auf bereits bestehenden Wohnbauten im Falle einer Dachsanierung vorschreiben möchte. Der richtige Weg?

Absolut. Die finanzielle Förderung im Land ist ja bereits sehr attraktiv, wodurch sich eine PV-Anlage in den allermeisten Fällen in kurzer Zeit rentiert. Dennoch haben viele Menschen die Vorteile noch nicht erkannt. Neben mehr Information und Bewusstseinsbildung, die schon bei den Jüngsten beginnen muss, braucht es aus meiner Sicht eine Photovoltaik-Pflicht, um die Klimaziele zu erreichen.

Ziehen Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft im Land an einem Strang, wenn es um die Förderung und Ausbau von Solaranlagen geht?

Immer stärker. Das Förderprogramm von Land und Gemeinden bietet ja schon lange Anreiz, den Anteil an Solaranlagen zu erhöhen. Aktuell erkennen auch immer mehr Menschen aus Politik, Wirtschaft und der Zivilbevölkerung, wie wichtig das Thema ist. Das bestätigen nicht nur die grosse Nachfrage nach PV-Anlagen von Privaten, sondern auch Grossprojekte von Industriebetrieben oder die Annahme der Petition zur Photovoltaik-Pflicht im Landtag. Aktuell gibt es aber auch Widerstände: etwa eine angekündigte Petition gegen die Photovoltaik-Pflicht oder Kritik von Seiten der Wirtschaftskammer, die eine Energiewende nicht mit staatlichen Verboten, sondern wie bisher mit finanziellen Anreizen fördern will. Dabei wäre es wünschenswert, dass der derzeitige Rückenwind anhält.

Mit welchen „Gegenwinden“ kämpft denn derzeit die Solarenergie?

Der derzeit grösste Gegenwind weht eindeutig aus dem Engpass, der bei Beratung, Planung, Produktion und Montage von Solaranlagen herrscht. Die Nachfrage steigt mit dem Bedürfnis der Menschen nach mehr Unabhängigkeit und gleichzeitig sorgen Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg für Lieferengpässe auf fast allen Ebenen. Das darf uns aber nicht daran hindern, weiterhin Aufklärungsarbeit für die Solarenergie zu leisten, um so auch hartnäckige Gerüchte zu widerlegen, dass etwa für die Herstellung eines Moduls mehr Energie verbraucht wird als dieses je produzieren kann.

Was sind aus Deiner Sicht die besten und einfachsten Argumente, die für die Nutzung der Solarenergie sprechen?

Solarenergie ist nicht nur klima- und umweltfreundlich, sondern ermöglicht auch jedem direkt vor Ort, eigenen Strom zu erzeugen. Daher leistet jeder, der eine PV-Anlage auf seinem Dach installiert, einen wertvollen Beitrag für eine enkelfreundliche Zukunft. 

SonneTanken als PDF

* Der 2012 gegründete Verein Jugend Energy hat das Ziel, Jugendliche über die Bedeutung von erneuerbaren Energien aufzuklären und in deren langfristige Gewinnung einzubinden. Seit 2021 wird der Verein dabei von der Stiftung Lebenswertes Liechtenstein unterstützt.